Warum die Waldbrände im Amazonas eine politische Antwort brauchen.

Die grüne Lunge der Erde steht in Flammen und wir wissen auch ziemlich gut warum. Neben der durchaus relevanten Debatte über persönlichen Fleischkonsum sollten wir es aber nicht verpassen, auch die politischen Handlungsträger in die Pflicht zu nehmen um dieser Katastrophe entgegenzuwirken.

Die verheerenden Feuer im brasilianischen Regenwald sind zweifelsohne ein weiterer, trauriger Tiefpunkt für sämtliche Klimaschutzbemühungen und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Die Fakten dazu sind erdrückend: alleine im Juli ging eine Fläche so groß wie das Saarland verloren* und einen überwiegenden Großteil davon hat die Fleischindustrie zu verantworten. (Den Anbau von Soja inbegriffen, schließlich wird die allermeiste Ernte als Futtermittel genutzt.)

Insofern ist es nur folgerichtig, dass insbesondere der hemmungslose Verzehr von (Rind-)fleisch zunehmend kritisch interfragt wird. Wer sich also selbst und der Umwelt etwas gutes tun will, reduziert seinen Fleischkonsum auf ein persönliches Minimum – dieser Zusammenhang dürfte den meisten Menschen inzwischen klar sein. Perspektivisch allerdings wird das nicht reichen. Vielmehr wird es höchste Zeit, dass wir diese Angelegenheit (wie auch viele andere Klimaschutzthemen) von einer persönlichen auf eine gesellschaftspolitische Ebene bringen. Die folgenden drei Bereiche dürften dabei von zentraler Bedeutung sein:

LANDWIRTSCHAFTSPOLITIK: man kann es drehen und wenden wie man will, aber dass wir in großem Stil Lebensmittel interkontinental hin und her schiffen ist ein Irrsinn sondersgleichen. Ähnliches gilt für die Tatsache, dass landwirtschaftliche Subventionen nach wie vor zu großen Teilen gemäß dem Prinzip “Masse statt Klasse” vergeben werden. Es braucht deshalb schnellstmöglich eine agrarpolitische Wende, die ökologische Kollateralschäden nicht länger unberücksichtigt lässt und zugleich regionale Erzeugerstrukturen von hochwertigen Tiererzeugnissen nachhaltig fördert. Inbegriffen damit sollte logischerweise auch sein, einmal grundsätzlich über Tierrechte nachzudenken und daraus abgeleitet, welche Bedingungen der Nutztierhaltung im 21. Jahrhundert noch adäquat sind – denn die derzeitigen sind es zweifelsfrei nicht.

WIRTSCHAFTSPOLITIK: erst vor wenigen Wochen wurde das MERCOSU-Freihandelsabkommen ausverhandelt, die nationalen Ratifizierungen stehen allerdings noch aus. Der dahinterliegende Gedanke ist allerdings leicht durchschaubar: während sich für die EU vor allem zusätzliche Märkte für den Export technischer Produkte eröffnen, so hat es vor allem die südamerikanische Fleisch- und Lebensmittelindustrie auf neue Absatzregionen in Europa abgesehen. Insofern sollten wir uns mindestens kritisch mit der Frage auseinandersetzten sollten, was es uns Wert ist, mehr deutsche Autos zu exportieren, wenn wir damit wirtschaftspolitische Verflechtungen festigen, die wenn überhaupt nur einen marginalen ökologischen Fortschritt mit sich bringen. Oder anders ausgedrückt: wir gehen wir mit beteiligten Handelspartnern um, die den Klimaschutz derart mit Füßen treten?

ERNÄHRUNGSPOLITIK: eine Steuer auf Fleisch ist eine mögliche Maßnahme, aber keine besonders gute. Vielmehr braucht es kluge Rahmenbedingungen, um den zweifelsohne gesellschaftlich zu hohen Konsum tierischer Produkte auf ein gesundes und auch klimaverträgliches Maß zu reduzieren (ganz ausgenommen davon noch die ethische Frage). Die Handlungsmöglichkeiten aber müssen die Ursachen des Problems beheben und nicht nur seine Sympthome behandeln. Vor diesem Hintergrund bpsw. (und auch aus ökonomischer Perspektive) dürfte es sinnvoll sein, Deutschland als attraktiven Standort für Tierersatzprodukte zu positionieren – eine großzügige Unterstüztung durch entsprechende Bildungs- & Forschungseinrichtungen scheint deshalb nur logisch. Ebenso könnten staatlichen Kantinen hierzulande allen voran natürlich in Kitas, Schulen und Universitäten, diese Entwicklungen proaktiv antizipieren und vollwertige vegetatische/vegane Gerichte als elementaren Bestandteil im Angebot verankern. Und schlussendlich würde wohl auch ein aussagekräftiges staatliches Tierwohllabel gepaart mit gut gemachten Aufklärungskampagnen dafür sorgen, dass mehr Menschen wohlüberlegtere Entscheidungen treffen.

Summa Summarum gilt deshalb zweierlei, wie ich meine. Zum einen, wie es Martin Luther King schon sagte: “The time is always right to do what is right.” – wer also selbtdiszipliniert genug ist seinen (Rind-)Fleisch-Konsum auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren, nur zu. Und zum anderen braucht es  vor allem auf politischer Ebenen einen reflektierten Umgang der Angelegenheit, um der Externatilisierung von Umweltschächen in der Landwirtschaftsindustrie schnellstmöglich ein Ende zu setzen.


Coverphoto is taken from https://www.instagram.com/leonardodicaprio


*https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/brasilien-rindfleisch-soja-holz-milliarden-geschaefte-in-amazonien-a-1283434.html

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