Warum die Hitze in den Städten ein Problem ist (und was man dagegen tun könnte).

Heißer wird’s nicht – angesichts erneuter Temperaturrekorde in Deutschland dürften genau das viele Menschen hierzulande gerade durch den Kopf gehe. Doch diese Wunschvorstellung könnte schon bald von der Realität eingeholt werden: die Erde wird sich auch in den nächsten Jahrzehnten noch weiter erwärmen, daran besteht kein Zweifel – es liegt allerdings in unsere Hand, wie stark sich diese Entwicklung fortsetzt. Geht es so weiter wie bisher, könnten sich die klimatischen Bedingungen in Madrid denen von Marrakech annähern, jene von Stockholm denen von Budapest und London wird das neue Barcelona.

Besonders dramatisch betroffen davon sind zumeist Städte und das liegt im wahrsten Sinne des Wortes auch in der Natur der Sache. Denn: dem biologischen System fehlt dort sprichwörtlich die Luft zum Atmen. Der überwiegende Großteil unsere Innenstädte ist versiegelt und gleicht, ganz materiell besprochen, zumeist einer Betonwüste. Dazu kommen, auch an solchen Tagen wie heute, jede Menge an Autos mit Verbrennungsmotor, die mit ihrer Abwärme die Lage ebenfalls nicht verbessern.

Insofern ist es wenig verwunderlich, dass sich in vielen urbanen Räumen die Luftzirkulation spürbar reduziert, wodurch im Umkehrschluss das Hitzeempfinden weiter zunimmt (ebenso natürlich die Schadstoffbelastung durch Abgase in der Luft). Das Problem an der Sache, auch in unseren Breitengraden, ist vielfältig – v.a. aber sind wohl zwei Aspekte hervorzuheben:

Gesundheit

Für Menschen wie mich, mittleren Alters und guter Gesundheit, mag derartiges unangenehm sein, aber zweifelsohne verkraftbar. Schon deutlich anders sieht es dagegen bei Kindern, Kranken & Alten aus, deren Immunsystem weniger robust ist. Insbesondere bei Letzteren wird die Sache schnell ungemütlich, weil nicht selten mit dem Alter auch das Durstgefühl nachlässt und umso akuter die Gefahr einer Dehydrierung besteht. Wenn sich die Toleranz einer Gesellschaft daran misst, wie gut wir mit den Schwächsten unter uns umgehen, dann dürfen wir schon allein deshalb die Augen vor den gesundheitlichen Auswirkungen einer solchen Extremsituation nicht verschließen.

Produktivität

Mit den aktuellen Temperaturen erreichen wir nunmehr mediterrane Zustände – und den meisten dürfte nicht entgangen sein, dass in solchen Breitengraden eine mittägliche Siesta nicht unüblich ist, um der drückenden Hitze nicht bedingungslos ausgeliefert zu sein. Auch wenn sich diese kulturelle Errungenschaft bei uns wohl nicht auf absehbare Zeit etablieren wird, so steht dennoch außer Frage, dass es mit zunehmenden Temperaturen auch um unsere persönliche Produktivität schlecht bestellt ist. Reduzierte Aufmerksamkeit, geringere Vitalität oder schlicht Lustlosigkeit, das sind nur ein paar unter vielen möglichen Auswirkungen. Nimmt man all das zusammen, so wäre es höchst verwunderlich, wenn sich dadurch in letzter Konsequenz keine wirtschaftlichen Effizienzeinbußen bei vielen Unternehmen einstellen würde. Insofern stellt diese Hitze auch aus ökonomischer Perspektive keineswegs attraktive Rahmenbedingungen dar.

Was also tun bzw. welche Konsequenzen leiten sich daraus ab? Ich meine, vor allem diese beiden:

Flexiblere Arbeitsmodelle

Ein klassisches 9-5 Jobmodell scheint für solche Umstände wie jetzt eine Möglichkeit zu sein, aber keine besonders gute. Vor allem natürlich für Arbeiten im Freien sollte man ernsthaft darüber nachdenken, was wir Arbeitnehmer*innen zumuten wollen – und inwiefern wir solchen Menschen entgegenkommen. Ähnliches gilt aber natürlich ebenso für klassische Bürojobs, wovon es mittlerweile wohl die meisten hierzulande geben dürfte: maximale Flexibilität scheint diesbezüglich wohl eine adäquate Devise, um jedem/r Mitarbeiter*in die Möglichkeit zu geben, sich möglichst gut an diese Temperaturrekorde anzupassen. Möglichst früh anfangen, möglichst wenig andere Strapazen und genügend Zeit für Regeneration zwischendurch scheinen durchaus logische Maßnahmen. Und weil sich wohl für nicht wenige Menschen ein solcher Umstand besonders gut im Home-Office einstellt, sollte der Gesetzgeber schleunigst darüber nachzudenken in diesem Zusammenhang bald maximal flexible Rahmenbedingungen zu schaffen.

Nachbegrünen

Wer, wie ich das die letzten Tage gemacht habe, sich gelegentlich von einem dichten Stadtviertel in eine große Grünfläche bewegt (der englische Garten in diesem Fall), wird schnell feststellen, wie unterschiedlich sich ein und dieselbe Temperatur anfühlt. Die Luft ist kühler und frischer, schattenspendende Bäume tun ihr übriges und auch der Boden wirkt weniger aufgeheizt. Insofern scheint es nur logisch, diese natürlichen Ausgleichspuffer zunehmend noch stärker im urbanen Raum einzusetzen. Mehr Grünflächen tun dabei nicht nur den Menschen gut, sondern machen die Stadt in aller Regel auch noch lebenswerter.

Schlussendlich liegt dieser Angelegenheit aber im Kern aber wieder einmal die Notwendigkeit eines anderen Mobilitätsverhaltens im urbanen Raum zu Grunde. Mehr Home-Office würde eine unmittelbare Entlastung für den innerstädtischen Verkehr bedeuten. Und, so ehrlich muss man auch sein: der Platz für Nachbegrünung wird nicht nicht vom Himmel falle – weshalb es nur logisch wäre, dass derartige Maßnahmen zulasten des Verkehrsmittels mit dem größten individuellen Flächenverbrauch geht. Oder anders gesagt: dem PKW. Das muss aber gar nicht schlecht sein – die Umgebung würde dadurch insgesamt sauberer werden und der Fahrtwind beim Radfahren kann durchaus eine erfrischende Abwechslung sein. Nimmt man nun noch zusätzliche Bäume und Pflanzen dazu, würde auch das der Luftqualität guttun und somit dem Wohlbefinden vieler Menschen, gerade bei solchen Temperaturen, positiv entgegenkommen.

Höchste Zeit also, Stadtplanung im Zeitalter der Klimakrise einmal von Grund auf neu zu denken. 


>> Coverphoto is taken from pexels.com <<

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