Weihnachten steht vor der Tür, das Fest der Liebe also. Zeit um nachzudenken. Über das, was uns als Gesellschaft im Innersten zusammenhält, aber auch warum wir momentan derart starke gesellschaftliche Verwerfungen erleben. Jeder Mensch hat seinen Platz in der Gesellschaft, kein Mensch ist wie der Andere und allein schon deshalb etwas Besonderes – das ist meine Überzeugung.
Wir sollten uns infolgedessen als Gesellschaft gegenseitig unterstützen, wir sollten versuchen uns gegenseitig helfen zu wachsen.
Wenn das in ausreichendem Maße passiert, können Menschen ihr volles Potential entfalten und die Welt zu einem besseren Ort machen. Allerdings scheint es momentan genügend Menschen zu geben, die nicht das Gefühl haben, dass vor uns prosperierende Zeiten stehen. Warum aber?
Dafür gilt es zuerst einmal auf persönlicher Ebene zu hinterfragen, was das eigentlich bedeuten könnten – ich glaube, wenn wir über persönliches Glück sinnieren, kommt es schlussendlich auf zwischenmenschliche Beziehungen an.
Jeder Mensch wünscht sich Anerkennung und sehnt sich nach Verbundenheit, jeder Mensch strebt nach Erfüllung in seinem Beruf und erwartet Dankbarkeit für seine Leistungen.
Dagegen sind wohl Einsamkeit, ein Gefühl des nicht-gebraucht-werdens und Sinnlosigkeit die wohl unangenehmsten Assoziationen, die man mit einem menschlichen Leben verbinden kann.
Worauf kommt es also an, wenn wir diese Bedürfnisse auf gesellschaftliche Ebene projizieren? Ich finde es fehlt oftmals vor allem an einem: ehrlicher Wertschätzung. Das Problem dabei ist allerdings: Wertschätzung kann man sich nur schwer selbst geben, ohne dabei früher oder später als Narzisst zu enden. Wir sind deshalb, wenn man so will, auf unsere Mitmenschen angewiesen, auf unser persönliches Umfeld. Vermutlich sind wir uns diesem Umstand aber nicht immer richtig bewusst.
Wer sagt eigentlich den Kassierern im Supermarkt, den Postboten oder den Krankenpflegern, dass sie gute Arbeit leisten und ein extrem wichtiger Bestandteil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens sind? Und wer sagt, trotz gelegentlicher Verfehlungen, eigentlich den Politikern, den Journalisten und auch den Unternehmern, dass sie insgesamt unser Land stetig voranbringen und Jahr für Jahr ein bemerkenswertes Fundament für unseren Wohlstand legen?
Vermutlich die Wenigsten, und ich will mich an dieser Stelle auch nicht ausnehmen. Aber ich glaube es wäre an der Zeit, dass wir uns ändern und die Menschlichkeit wieder stärker in die Mitte unseres Zusammenlebens stellen. Natürlich ist es leichter sich hinter gängigen Klischees zu verstecken, denn in der Öffentlichkeit werden ständig künstliche Meinungsbilder skizziert, die vor allem oberflächliche Debatten befeuern. Völlig selbstverständlich wird dabei von abgehängten Bevölkerungsteilen und einer gesellschaftlichen Unterschicht gesprochen, aber auch von gierigen Managern und machtgeilen Konzernlenkern. Vereinzelt mag das vielleicht sogar richtig sein, als konstruktiver Beitrag kann jedoch nichts davon gewertet werden – schon allein deshalb, weil diese Formulierungen vor allem eines verdecken: den Menschen dahinter. Keiner ist perfekt, Fehler sind menschlich und jeder tickt anders.
Insofern wird es nicht nur eine große Herausforderung, sondern vielmehr noch eine große Notwendigkeit sein, dass wir als Gesellschaft in absehbarer Zeit wieder besser zueinander finden – vor allem im persönlichen Austausch.
Neue Technologien haben vor diesem Hintergrund besonders in den letzten 10 Jahren ganze neue Möglichkeiten geschaffen und dazu geführt, dass gesellschaftliche Strukturen massiv aufbrechen. Unausweichlich erodieren dadurch aber auch bisher relativ starre Hierarchiestufen in unserer Gesellschaft, das Zusammenleben organisiert sich immer weniger vertikal, dafür aber deutlich horizontaler, als es bisher der Fall war.
Welche Folgen das genau hat ist noch nicht abzusehen, problematisch ist aber nur eines: wenn Menschen diese Entwicklung ignorieren. Herabsetzungen und Abfälligkeiten haben in diesem System immer seltener Platz – allerdings in beide Richtungen, wenn man so will, sprich: von oben nach unten, und von unten nach oben. Völlig zurecht wird beispielsweise im politischen Umfeld mehr Transparenz und Partizipation eingefordert, umgekehrt bedarf es dann aber auch eines echten Engagements an diesen Prozessen, überzogene Stammtischparolen und ewiges Lamentieren wird da nicht mehr genügen.
Und vielmehr noch wird es darum gehen, wieder mehr miteinander zu reden, als übereinander. Es wird darum gehen, zu akzeptieren, dass andere Menschen andere Meinungen haben – und, dass in vielen Fällen die Wahrheit in der Mitte liegt. Aber dafür brauchen wir mehr denn je ein gesellschaftliches Umfeld, das von Respekt, Verständnis und vor allem von Wertschätzung geprägt ist.
Wertschätzung kann dabei vieles sein: ein ermutigendes Lob oder ehrliche Dankbarkeit, aber auch eine herzliche Umarmung oder aufmerksames Zuhören.
Und wir können, ja ich glaube sogar wir müssen, all die persönlichen Ecken und Kanten, die jeder Mensch zweifelsohne hat, wieder als das sehen, was sie wirklich sind – Ausdruck einer individuellen Persönlichkeit.
Um uns dessen bewusst zu werden brauchen wir aber genügend Zeit – für uns selbst, aber schlussendlich vor allem für unsere Mitmenschen.
- Zeit, um zu begreifen, dass nichts im Leben alternativlos ist.
- Zeit um festzustellen, dass es in der Natur des Menschen liegt anderen zu helfen.
- Zeit, um guten Freunden zu schreiben, wie wichtig sie sind.
- Zeit, um anderen Menschen zurückliegende Verfehlungen wieder zu vergeben.
- Zeit, um zu verstehen, dass Familie ein unverzichtbares emotionales Rückgrat ist.
- Zeit, um auch fremden Menschen eine Freude zu machen.
- Zeit, um dankbar zu sein.
- Und vor allem Zeit, um anderen Menschen gegenüber das zum Ausdruck zu bringen, was wir wirklich empfinden.
Vielleicht hat auch gerade deshalb der Videoclip von Edeka zur Weihnachtszeit 2015 so viele Menschen berührt – weil er emotional vor Augen führt, dass wir uns oftmals nicht genügend Zeit für die Dinge im Leben nehmen, die uns so wichtig sind.
“The more we love unconditionally, the more we experience the “human” in humanity.” – so hat es Tony Robbins einmal formuliert.
Verschenken wir also zu Weihnachten, aber auch darüber hinaus, noch mehr von dem, was andere Menschen wirklich glücklich macht: Liebe und ehrliche Wertschätzung.
> Picture is taken from stocksnap.io <