Lea, ich freue mich wirklich sehr auf unser Gespräch. Wir starten gleich mit der ersten Frage: wie kam es überhaupt dazu, dass du jetzt bei Tobias Beck gelandet bist?
Die Freude ist ganz meinerseits, danke für die Einladung! Tobias habe ich schon während meines BWL-Studiums kennengelernt, genauer gesagt bei einem Impulsvortag im ersten Semester. Dabei hat er es geschafft, mein Weltbild in kurzer Zeit wirklich vollends auf den Kopf zu stellen. Und mir war klar, dass ein „konventioneller Weg“ – Studium, Konzernjob, Rente – nicht das Richtige für mich ist. Ich habe angefangen über meinen ganz eigenen Weg nachzudenken – und es fühlte sich einfach richtig an. Mein erster Schritt war dann ein Praktikum bei Tobias, anschließend habe ich mein Studium noch erfolgreich beendet und inzwischen führe ich ein Leben, wie ich es vorher kaum für möglich gehalten habe. Voller Inspiration, in einem großartigen Umfeld und mit eigenen Projekten, die ich liebe.
Großartig. Aber wie hat eigentlich dein Umfeld auf dieses Vorhaben reagiert, vor allem ganz zu Beginn?
Als ich bei Tobias mit einem Praktikum angefangen haben, kamen natürlich ganz blöde Fragen auf mich zu. „Bist du jetzt in einer Sekte?“ oder „Na, bist du jetzt motiviert?“. Ich war mir wirklich überhaupt nicht sicher, ob das alles richtig ist, was ich da mache und hatte teilweise sogar schlaflose Nächte. Viele Menschen sehen die Persönlichkeitsentwicklung heute noch als Chaka-Chaka-Motivationsquatsch – was es ja überhaupt nicht ist. Aber wenn du dich für etwas begeistern kannst, dann kannst du auch so etwas durchstehen. Wenn du deine innere Stärke aufbaust, kannst du auch der Kritik von außen standhalten. Es kommt alles zu dir zurück, wenn du Gutes tust. Wenn du mit deiner Begeisterung rausgehst, bekommst du auch viel Liebe und Anerkennung zurück. Und du schaffst eine Veränderung in der Welt. Es gibt nichts Schöneres als die Früchte dieser Arbeit zu sehen.
Damit hast du jetzt auch fast schon die perfekte Überleitung zu meiner nächsten Frage gemacht. Aktuell beschäftigst du dich selbst mit „Female Empowerment“ und baust vor allem auf Instagram dazu nicht nur wertvollen Content, sondern auch eine spannende Community auf. Warum eigentlich?
Ich habe zuletzt, auch bedingt durch meine eigene unternehmerische Tätigkeit, einfach oft nach starken Frauen gesucht, die es nach meinen Vorstellungen geschafft haben – also Frauen mit Selbstbewusstsein und einer richtig gut entwickelten Persönlichkeit. Und das war super schwierig. Deshalb habe ich einfach angefangen mich selbst damit zu beschäftigen, einen Instagram-Account gestartet um mein Wissen und meine Energie in dieser Sache weiterzugeben. Mein Ziel ist es, dass noch viel mehr junge Frauen in ihr Selbstbewusstsein und ihre innere Stärke kommen. Ich glaube, es gibt noch zu viele Frauen, die sich nicht trauen Teil der Veränderung zu sein, obwohl so viel in ihnen schlummert.
Vielfach ist da noch ein altes Bild im Kopf, die klassische Rollenverteilung, wenn man so will. Aber dieses Bild ist nicht mehr aktuell. Da machen wir uns als Frauen oft nur selbst klein. Kann ich eine gute Mutter oder Partnerin sein, wenn ich selbst Vollgas gebe im Business? Schaffe ich es, mein eigenes Ding zu bauen? Die Antwort ist klar, ja! Wir Frauen haben so viel Power, so viel weibliche Energie, wir müssen es nur nach außen tragen.
Ganz konkret dann in diesem Kontext: Frauenquote – wie stehst du dazu?
Ich persönlich halte es für den falschen Weg, denn: alles was draußen ist, muss von innen kommen – auch von uns Frauen selbst. Die Einsicht beispielsweise, dass wir sehr wohl fähig sind, solche Positionen einzunehmen und auch, dass wir mit unserer Weiblichkeit manche Situationen viel smoother klären können. Deshalb glaube ich, dass wir nicht das System auf Frauen anpassen müssen. Wir Frauen dürfen für uns den nächsten Schritt gehen. „Wir gehen da mal rein und räumen den Laden ordentlich auf!“. Denn ansonsten sind wir in einer Opferrolle und warten auf eine Chance – aber das, glaube jedenfalls ich, wird nicht funktionieren.
Das größte Entwicklungsfeld bei vielen Frauen ist deshalb vor allem das Thema „Selbstbewusstsein“. Natürlich im Sinne von „innerer Stärke“, aber auch ganz konkret im Sinne von „sich selbst bewusst sein.“ Seine Stärken zu kennen und die auch anzuwenden. Aber auch seine Schwächen zu kennen und diese zu akzeptieren. Selbstakzeptanz ist hierbei das Stichwort. Insofern ist ein Vergleich mit Männern auch überhaupt nicht notwendig, denn Frauen haben ganz anderen Stärken und Qualitäten.
Ich habe hin und wieder das Gefühl, dass unsere Gesellschaft zunehmend in ganz verschiedene Richtungen auseinanderdriftet. Siehst du das ähnlich und was könnten Beweggründe dafür sein?
Das ist unglaublich schwierig. Ich persönlich glaube auch, dass sich gerade eine Schere in unserer Gesellschaft entwickelt – und nicht im Speziellen zwischen arm und reich. Sondern vielmehr zwischen Menschen, die sich mit Persönlichkeitsentwicklung, Bewusstsein oder auch Spiritualität beschäftigen und denen, die einfach sagen: „Ich finde mein Leben einfach total blöd, bleibe trotzdem auf dem Sofa sitzen und beschimpfe lieber alle anderen, dass mein Leben nicht funktioniert.“ Diese Schere wird aktuell zumindest nicht kleiner.
Allerdings dürfen wir auch sagen, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, von der einen Seite auf die andere zu springen. Vor allem durch Social Media, denn dadurch steigert sich das Bewusstsein für diese Probleme. Und wir haben aktuell wirklich viele Probleme, politisch wie auch gesellschaftlich. Insofern stehen wir durchaus an einem Scheideweg, an dem sich die Frage stellt: schaffen wir als Gesellschaft den nächsten Bewusstseinssprung oder schaffen wir ihn nicht? Und daran sollten wir noch engagierter arbeiten.
Ich sehe das ganz ähnlich. Unser Ziel für die nahe Zukunft sollte sein, mehr Menschen dahingehend zu bewegen, sich dem Fortschritt der Zeit aktiv anzunehmen. Aber gibt es denn auch Dinge, die für dich einfach überhaupt nicht mehr zu tolerieren sind?
Völlig richtig. Es ist höchster Zeit, dass wir Menschen bewusster leben. Rassismus, um auf deine Frage einzugehen, ist zum Beispiel eine Sache, die ich in Deutschland überhaupt nicht akzeptiere. Ich finde es wirklich unglaublich, wenn Flüchtlingsheime abgebrannt oder wenn Leute nicht respektiert werden. Und gerade vor diesem Hintergrund habe ich auch unglaublich viel von meiner Zeit bei der Lufthansa mitgenommen. Ich war in meinem letzten Studienjahr Stewardess und bin durch die Welt geflogen, weil ich reisen schon immer geliebt habe. Dabei hatte ich auch großartige Möglichkeiten, neue Kulturen kennenzulernen, die Schönheit der Welt zu entdecken und zu erfahren was wir von Menschen aus anderen Teilen der Erde alles lernen können.
Wir dürfen uns als Gesellschaft den Veränderungen einfach annehmen und das Beste draus machen. Wir können uns dem Ganzen nicht einfach verschließen und so tun, als wären wir vor 50 Jahren stecken geblieben. Das funktioniert einfach nicht mehr, dafür kommen immer neue Herausforderungen viel zu schnell auf uns zu.
Nun wird es aber auch immer Menschen geben, die sich den Veränderungen dieser Welt nicht proaktiv annehmen. Wie können wir damit am besten umgehen?
Veränderung kommt immer von innen. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Das fängt damit an, dass wir für alles, was in unserem Leben passiert, selbst die Verantwortung übernehmen. Das ist der erste Schritt. Dadurch kann viel leichter ein positiver Funke überspringen – zum Beispiel, wenn Impulse von außen kommen, die man annimmt und reflektiert. Im Großen und Ganzen bin ich der Überzeugung, dass wir uns als Gesellschaft aktuell in eine richtige Richtung bewegen. Der Anteil an Menschen mit einem Bewusstseinsanstieg, die sich für mehr Akzeptanz und mehr Gemeinschaft einsetzen, wird zunehmend größer. Aber all das ist natürlich ein Prozess über Jahre und Jahrzehnte. Und dazu braucht es noch viel mehr Impulse, gerade auch über Social Media. Es dauert einfach, bis dieser Samen überhaupt wächst.
In diesem Kontext aber, so jedenfalls mein Empfinden, gibt es noch zu wenig Menschen, die ihre persönlichen Überzeugungen oder Ideen öffentlich ausdrücken und auch vertreten. Teilst du diese Einschätzung?
Absolut. Denn jeder von uns hat Ideen und Träume, die er verwirklichen möchte. Zu viele Menschen gehen mit diesen wundervollen Ideen nicht in die Welt, weil sie Angst vor dem haben, was andere sagen. Dabei ist es unwichtig, was die Kritiker sagen. Wenn du etwas geil findest und deine engsten Freunde es geil finden – worauf wartest du dann noch? Dein Umfeld wird alles dafür tun, dass du so bleibst wie du bist. Denn viele haben Angst, dass du dich veränderst. Denn sie haben Angst, irgendwann nicht mehr gut genug zu sein für dich. Aber lass dir das, was du vorhast, davon nicht kaputt machen. Es ist ganz wichtig, sich immer ein Stück weit auch von den Meinungen anderer zu lösen.
Und dazu kommt oft noch eine andere, ganz wesentliche Komponente: wir Menschen wollen Sachen zumeist immer ganz oder gar nicht. Wir wollen immer sofort 100% – und wenn es nichts wird, dann geben wir sehr schnell auf. Viel sinnvoller ist es, it kleinen Änderungen zu starten. Zum Beispiel, indem du kleine Gewohnheiten änderst oder abends 30 min an deinem eigenen Projekt arbeitest. Das kann auch erstmal sein, sich seiner Vision klar zu werden und seine Gedanken aufzuschreiben. Nimm Dir diese ME-time. Kleine Änderungen deines Alltags wirken große Wunder. Es ist völliger quatsch zu beschließen, ich kündige jetzt meinen Job und fange an meine Passion zu leben. In der Regel ist das viel zu radikal.
Hast du auch Vorbilder, die dich inspirieren?
Ja, meine Oma! Diese Frau ist absolut großartig. Ihr Mann ist schon vor langer Zeit verstorben, sie wohnt unter meinen Eltern und sie ist einfach glücklich. Wenn wir uns sehen, sitzt sie oft in ihrem Sessel und sagt: „Lea, ich habe so ein schönes Leben. Mach dich schick, zieh dir hohe Schuhe an, weil du musst das Leben JETZT genießen. Darauf kommt es an.“ Irgendwann möchte ich auch einmal wie meine Oma im Sessel sitzen und sagen, ich bin durchs Leben getanzt. Ich habe geliebt, ich habe gefeiert und ich habe mein Ding gemacht. Danach strebe ich total.
Und daneben auch noch Malala (Yousafzai), die 20-jährige Friedensnobelpreisträgerin aus Pakistan. Sie gibt jungen Frauen eine Stimme und lehnt sich gegen Unterdrückung von Frauen auf. Ich persönlich empfinde sie als eine unglaubliche Leaderin – gerade deshalb, weil sie eine Message transportiert, die in ihrem Land und ihrem Umfeld noch gar nicht akzeptiert ist. Malala hat einen Anschlag von der Taliban überlebt. Ihre Energie ist wirklich unglaublich.
Eine schöne Geschichte, gerade auch mit deiner Oma! Daran anknüpfend: gibt es denn noch andere Verhaltensmuster, bei denen wir als Gesellschaft in Deutschland deiner Meinung nach noch ein wenig zulegen könnten?
Wir Deutschen sind manchmal schon ein verklemmtes Volk. Der Fokus auf Effizienz überwiegt oftmals zu sehr. Es gibt Länder auf dieser Welt da heißt es: wenn der Bus heute nicht kommt, dann kommt er eben morgen. Die Leute dort leben mit einer ganz anderen Leichtigkeit. Und das eine schließt das andere eben meiner Meinung nach nicht aus. Wir dürfen beispielsweise Erfolge viel mehr feiern, und zwar ordentlich. Wenn ich in meinem Business einen Step weitergekommen bin oder Daniel, mein Partner, dann feiern wir das ohne Ende. Ganz nach dem Motto: alter ist das geil, was wir geschafft haben! Ein schönes Abendessen oder mit Freunden feiern gehen – und zwar bewusst feiern gehen.
Insofern sollte sich ganz grundsätzlich auch unser Fokus noch viel öfter auf das Positive richten. Das Problem ist nur, dass uns das Gegenteil oft schon in der Schule gelehrt wird. Alles Negative wird rot angemarkert und alles Positive wird außen vorgelassen. Aber auch gilt: der Mix macht‘s. Zweifelsfrei ist es wichtig Fehler zu machen, daraus zu lernen und zu reflektieren – andrerseits sollten außerordentliche Ergebnisse aber auch außerordentlich zelebriert werden.
Positive Konditionierung und Verstärkung ist viel effektiver als Negative, denn das macht unsere innere Stärke und unser Selbstbewusstsein kaputt. Das gilt im Besonderen vor allem für Kinder und junge Menschen: wenn wir deren Stärken noch mehr fördern, sind die Chancen viel höher, dass sie später die Möglichkeit haben, aus ihrer Leidenschaft einen Beruf zu machen.
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